Beim Formschnitt sind alle Formen erlaubt

Am Anfang
Schere aus keltischer ZeitSchere aus keltischer Zeit
Scheren aus keltischer Zeit

Unsere heute üblichen Scheren mit Gelenk sind erst eine Erfindung des späten Mittelalters. Die Scheren, die wir als Buchsbaumscheren, Schafscheren oder Grasscheren kennen, sind dagegen bereits seit der Zeit der frühen Kelten (ca. 400 v. Chr.) in Mitteleuropa in Gebrauch. Sie dienten ursprünglich nicht nur der Schafschur, sondern auch der eigenen Schönheitspflege und dem Zuschnitt von Stoffen.

Konstruktion und Gestalt
Formschnittschere-Buchsbaumschere-Buxschere-Schafschere-GrasschereFormschnittschere-Buchsbaumschere-Buxschere-Grasschere-Schafschere
Die Konstruktion und Gestalt sind ebenso einfach und elegant wie genial: zwei Scherenblätter sind durch einen bandförmigen federnden Bügel verbunden, der als Griff dient. Die Schere öffnet sich also wieder von selbst. Bei guten Scheren sind die Scherenblätter leicht gegeneinander gebogen (sog. “Vorspannung”). Dies bewirkt den exakten Klingenschluss an jeweils der Stelle, an der die Schneiden sich treffen und erlaubt auch das Durchtrennen feiner Objekte wie Haare, Gras oder junge, nichtverholzte Triebe. Außerdem erzeugt es ein spezifisches Geräusch: eine gute Schere singt !
Die ganz frühen Formen sind einfach gebogen, bei späteren Stücken ist der Bügel omegaförmig gestaltet, was die Federwirkung verbessert. Sie sind im Regelfall aus einem einzigen Stück Stahl geschmiedet und gefaltet. Lediglich Stücke mit herzförmiger Feder sind aus zwei Teilen zusammengesetzt. Dies bedeutet bei der Herstellung einen geringeren Materialverlust und leichtere Verarbeitung.
Während die Federscheren im Haushalt und Handwerk sehr bald von Gelenkscheren abgelöst wurden, fanden sie eine Nische als Schere für die Schafschur oder eben für die Gartenarbeit. Der große Vorteil dieser Scheren liegt in den langen, breiten Klingen und dem scharfen, sauberen Schnitt. Beides erlaubt eine gute Kontrolle der Schnittführung, was bei der Schafschur (für das Schaf !) mindestens ebenso wichtig ist, wie beim Formschnitt der Buchsbäume oder anderen Formgehölzen.

Topiary - Der Formschnitt
Bereits der römische Schriftsteller Plinius der Ältere berichtete von der Kunst des Heckenschnittes (”opus topiarium”). Und spätestens seit den Renaissance- und Barockgärten sind, oft zu Hecken oder auch zu Formen und Figuren geschnittene Buxus, Eiben, Wacholder nicht mehr aus der europäischen Gartenkultur wegzudenken. Und mit der erneuerten Beliebtheit von Bauern- und Cottagegärten gehören auch heute wieder mit Buchsbaumhecken eingefasste Beete, Buchskugel,
-spiralen und -figuren zum festen Inventar unserer Gärten.

Die Handhabung
Handhabung der FormschnittschereBeim Schneiden legt man am zweckmäßigsten den Daumen auf den Rücken der Klinge und hält die Schere relativ weit vorne. Dies erhöht den Schneidedruck und beugt Blasenbildung im Sattel zwischen Daumen und Zeigefinger vor. Die “Stopper” in der Mitte sorgen dafür, dass man sich dabei nicht in die Finger schneiden kann. Unabhängig davon ist es aber auch wegen der abgeschnittenen Ästchen (v.a. auch bei der hautreizenden Eibe) sinnvoll,  Handschuhe beim Schnitt zu tragen. Damit man Gefühl dabei hat und die Handschuhe nicht hinderlich sind, empfehlen wir die anschmiegsamen Showa - Gartenhandschuhe.

Die Pflege
Gute Formschnittscheren werden aus relativ kohlestoffhaltigem Stahl geschmiedet. Dies bewirkt eine hohe und vor allem auch lang anhaltende Schärfe (Schnitthaltigkeit), bedeutet aber auch, dass die Scheren nicht rostfrei sind (das ist guter Messerstahl übrigens auch nie). Man sollte deshalb die Scheren nach Gebrauch kurz abwischen und sie im Herbst schärfen und mit Ballistol einölen.

Der Trick beim Schärfen
Um die Formschnittscheren bequem schärfen zu können, gibt es einen kleinen Trick: man zieht die Klingen kurz auseinander, so dass sie untereinander zu liegen kommen. Drückt man nun die Bügel zusammen, kommt man bequem an die gesamte Länge der Schneiden heran. Man schärft von Hand - niemals trocken mit der Maschine (Schleifbock, Flex o.ä.), da sonst der Kohlenstoffstahl ausglühen kann und seine Schnitthaltigkeit verliert. Geschärft werden kann mit dem speziellen Buchsbaumscheren-Schärfer, aber auch mit einem Wetzstahl, einem Wetzstein oder einem Hartmetallschärfer. Geschliffen werden nur die schmalen, fast senkrechten Facetten jeweils oben an der Schneide. Auf der Unterseite ziehen sich die Klingen gegenseitig ab. Hier muss nur ein eventuell entstandener Grat waagrecht abgestrichen werden.

Schneiden: Wann und Wie?
Formschnitt von Formgehölzen wie Buxus, HeckenschnittFormgehölze sollte man schon anfangen zu beschneiden, wenn sie noch klein sind. Da sie sich an den Schnittstellen wieder verzweigen, werden sie durch einen regelmäßigen Schnitt dicht und buschig.
Wenn man eine Form aus einem bereits größeren Buchs neu anlegen will, muss man beim ersten Schnitt natürlich ins Verholzte schneiden. Dazu benutzen Sie eine gute Gartenschere oder eine Heckenschere. Später schneidet man nur noch die hellen, jungen, nichtverholzten Austriebe mit der Formschnittschere.
Buchsbaum wird z.B. dann geschnitten, wenn die Triebe ca. 2-5 cm lang sind (hängt von Sorte und Standort ab), dies ist meist Ende Mai soweit. In den Bereichen, in denen der Buchsbaum noch wachsen soll, schneidet man nur die Triebspitzen. Dort, wo er kurzgehalten werden soll, lässt man mindestens ein neues Blattpaar stehen.
Bei ausgeformten Kugeln werden die Triebe etwa auf ein Drittel zurückgeschnitten.
Noch ein Tipp: Hecken, Formen etc. werden am besten “von unten nach oben” geschnitten. Man spart sich dadurch doppelte Arbeit, weil man nicht noch einmal durch abgeschnittene und hängengebliebene Ästchen schneiden muss.
Vermehrung:
Die abgeschnittenen Triebe kann man einfach in die Erde stecken und regelmäßig gießen und über 70 % werden anwurzeln und im nächsten Jahr neu austreiben. Auf diese Weise erhält man innerhalb kürzester Zeit eine stattliche Anzahl neuer Pflänzchen für Hecken. Wenn man die Ableger sorgfältiger behandelt, d.h. schräg anschneidet, kurz in Wurzelförderer taucht und in Anzuchtkästen kultiviert, werden fast alle wurzeln.

Ein zweiter Schnitt kann an einem bedeckten Tag im Juli erfolgen. Danach sollte nicht mehr geschnitten werden, da die nachkommenden Neuaustriebe noch rechtzeitig vor den ersten Frösten verholzt sein müssen.

Lassen Sie sich Zeit
Wenn der Buchsbaum nach dem Schneiden braun wird, wurde er entweder an einem heißen, sonnigen Tag oder aber mit einer stumpfen, im schlimmsten Falle stumpfen, elektrischen Schere geschnitten, so dass die Hecke oder Form eher gerupft als geschnitten aussieht. Nur bei einem sehr scharfen sauberen Schnitt durch das Blatt verheilen die Wundränder gut und die Blätter bleiben grün. Gerade deshalb und auch wegen der guten Kontrolle über die Form sind unsere Formschnittscheren sehr zu empfehlen. Den Buchsbaum von Hand mit der Schere zu schneiden erfordert natürlich mehr Zeit, lohnt sich aber in jedem Fall. Denn die Arbeit mit der “singenden Schere” hat auch einen entspannenden und meditativen Charakter.
©Blickfang: Alte Zeiten

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